Zwangsadoption, Kindesdiebstahl und Menschenhandel! In der DDR sollen Kinder nicht nur nach der Geburt von ihren Eltern zur Adoption frei gegeben worden sein. Eltern bezweifeln auch, dass ihre für tot erklärten Kinder tatsächlich gestorben sind. Jetzt unterstützt auch Modedesigner Kilian Kerner die Suche nach den gestohlenen DDR-Kindern.
"Meine Schwester hat eine andere Identität. Sie weiß vermutlich gar nicht, dass sie uns gestohlen wurde." Antje Noack sucht seit 25 Jahren ihre eineiige Zwillingsschwester. Sie geht davon aus, dass diese nach der Geburt 1972 für tot erklärt wurde, aber noch lebt! Antjes Geschichte scheint kein Einzelfall. Auch Kerstin Heinze aus Dresden zweifelt am Tod ihrer eineiigen Schwester. Sie sagt, sie habe sich mehrfach „selbst“ gesehen.
Dunkles und unbekanntes Kapitel der DDR-Geschichte
„Es ist unfassbar, was damals geschehen ist und was immer noch verschwiegen wird“, sagt Cleo. Die 25-Jährige hilft ihrer Mutter Antje Noack bei der Suche nach deren Zwillingsschwester und ging bei TikTok mit ihrem Aufruf viral.
Modedesigner Kilian Kerner fordert Aufarbeitung
Auch Modedesigner Kilian Kerner will mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Deswegen widmet er seine aktuelle Kollektion verschwundenen Kindern aus der DDR. Es sei kaum auszuhalten mit jemanden in einen Raum zu sein, der das erlebt hat. „Es ist unerträglich“, sagt er uns im Interview.
Tausende Betroffene
Zehntausende User suchen auf Plattformen wie Facebook nach ihren Verwandten! Nur in fünf Fällen, war die Suche erfolgreiche, wie bei Andreas Laake, der seinen Sohn gefunden hat. Er vernetzt andere Betroffene in der von ihm gegründeten Interessengemeinschaft gestohlener DDR-Kinder. Außerdem fordert er von der Politik Aufarbeitung und reichte eine Petition im Bundestag ein. Aber nichts passiere und es scheint, als würde die Politik weiter schweigen, meint Laake. Betroffene fordern Akteneinsicht und Gen-Tests, damit die Suche nach Verwandten einfacher wird. Und: Aufarbeitung! Jenes dunkle Kapitel DDR-Geschichte finde sich kaum in den Geschichtsbüchern und sei der aktuellen jungen Generation völlig unbekannt, so Laake.
Suchen Sie mit! Jeder Hinweis zählt
Haben Sie Hinweise? Oder kennen Sie jemanden, der Antje und Kerstin ähnlichsieht? Dann schicken Sie uns eine Mail an Punkt12@rtl.de mit dem Stichwort „Zwilling“.
Antje Noack wurde 1972 in Cottbus geboren und vermutet ihre Zwillingsschwester im Raum Finsterwalde, Bad Liebenwerda und Lauchhammer. Dort wurde sie mehrfach verwechselt.
Kerstin Heinze lebt in Dresden und ist „sich selbst“ zwei Mal begegnet. Sie wurde als Drilling 1964 in einer Dresdner Privatklinik geboren.
Geschrieben von: Anne Schneemelcher