Meißner Landtagsabgeordnete erhält Morddrohungen wegen Waschbärenpelz
Die Meißner CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge hat mit einem Posting bei Facebook heftige Reaktionen ausgelöst, sogar Morddrohungen wurden gepostet.
Kuge hatte ein Selfie mit einem Waschbärenpelz gepostet und die Worte: "Waschbär erlegt und trägt sich klasse". Daraufhin gingen zahlreiche kritische Kommentare ein, darunter auch Beleidigungen und Morddrohungen. Kuge deaktivierte vorübergehend ihr Facebook-Profil.
Morddrohungen und Beleidigungen
Die Facebook-Seite "Kleintierhilfe & Exotenasyl-Vorharz" postete am Samstag einen Screenshot das Waschbärenfell-Postings ("Teilen mehr als erwünscht! Beitrag löschen hilft Ihnen nicht Frau Kuge! Unglaublich!"). Dort standen am Montagmittag weiterhin unzählige strafrechtlich relevante Kommentare, darunter auch Morddrohungen - wir verzichten deshalb auf eine Verlinkung der Seite. Die Betreiber der Seite wollen die Kommentare entfernen, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
Bei Facebook rechtfertigten sich die Betreiber in folgendem Wortlaut: "Ich danke euch für eure Unterstützung und das fleißige Teilen. Dieses Thema hat mich sehr getroffen. Zusätzlich da ich selbst Liebhaber dieser Tiere bin und mich versuche für sie und ihren Ruf einzusetzen! Die Vorstellung, ihr Pelz wäre zu einem Kragen verarbeitet... nein. Leider wissen viele nicht, dass es in Sachsen sehr schwer ist "Schädlinge", wie Waschbär, Marderhund und Co. die verletzt sind oder verwaist sind unterzubringen! Keiner fühlt sich verantwortlich!"
"Waschbär ist kein Monster"
Ein Experte der Seite teilte auf unsere Anfrage mit: "Der Waschbär ist eine jagdbare Tierart in Deutschland. Natürlich darf man Pelz tragen. Die Kommentierung des Themas stört uns, der Waschbär ist kein Monster, das beseitig werden müsse", sagte der Biochemiker Dr. Francesco Dati aus Marburg.
"Waschbären sind Allesfresser, sowohl Insekten, als auch Pflanzen stehen auf ihrem Speiseplan. Deshalb könne man nicht von einer Plage bei Waschbären reden. Kein Tier dürfe ohne vernünftigen Grund getötet werden", sagte Dr. Dati, der den Kleintierverein Vorharz unterstützt.
Dati führte bei uns im Gespräch aus, dass es genug künstliche Felle gebe: "Pelzfarmen sind absurd und Tierquälerei". Bei der Waschbärenjagd würden auch Totschlagfallen eingesetzt, auch hier würden die Tiere gequält, sagte Dati.
Ein Politiker habe eine Vorbildfunktion, sagte Dati. Die Morddrohungen gegen eine Politikerin seien daneben. Genauso verurteilte Dati im gleichem Atemzug eine "Hasskampagne" gegen Waschbären. Er verwies auf ein Beispiel aus Brandenburg, wo Waschbären angeblich einen Hund getötet haben. Dieses Thema sei ausgeschlachtet worden.
Kuge will Strafanzeige erstatten
Kuge kündigte auf unsere Anfrage an, gegen die gravierendsten Drohungen Anzeige zu erstatten. Neben viel Hass und kritischen Kommentaren, habe sie von Landwirten und Jägern auch Zuspruch erhalten, sagte Kuge. Bei der Dresdner Polizei lag bis Montagmittag noch keine Anzeige vor. "Beleidigung ist ein Anzeigedelikt", teilte ein Sprecher der Dresdner Polizei mit.
Kuge sorgt immer wieder mit provokanten Aussagen für viele Reaktionen, die Flut an Hasskommentaren nach dem Waschbärenfell-Posting erreichte allerdings eine neue Qualität.